Als erstes Land der Welt hat Dänemark eine CO₂-Steuer (Klimasteuer) für die Nutztierhaltung beschlossen. Diese wegweisende Entscheidung wurde mit großer Mehrheit im dänischen Parlament im November mit Zustimmung des Dänischen Rates für Landwirtschaft und Ernährung, Naturschutzorganisationen und der Industrie getroffen.
Das sog. „Grüne Dreierabkommen“ – in Dänemark „“Grøn Trepart“ genannt - umfasst im Wesentlichen folgende drei Punkte mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 1,8 bis 2,6 Millionen Tonnen CO₂e (CO₂-Äquivalente) zu reduzieren. Zudem verfolgt Dänemark das ehrgeizige Ziel bis 2045 klimaneutral zu sein.
CO₂-Steuer für die Landwirtschaft – bis zu 280 € je Kuh jährlich
Ab 2030 muss ein Tierhalter die CO₂-Abgabe bei 16 € startend bis 2035 auf 40 € je Tonne CO₂e steigend bezahlen. Laut dänischen Berechnungen von SEGES-Innovation zahlen Milchviehbetriebe pro Kuh einschließlich Nachzucht 2030 rund 110 € jährlich, welche bis 2035 auf 280 € steigt. Ungerechnet je Kilogramm Milch wäre dies - in Dänemark liegt die Durchschnittsleistung bei über 10.000 kg - eine Belastung von anfangs 1 Cent bis 2035 rund 2,5 Cent kg Milch. Für einen dänischen Durchschnittsbetrieb mit 250 Kühen und Nachzucht würde eine Steuerlast ab 2035 von 70.000 € jährlich zukommen. Bei den intensiven Fleischrinderrassen wie Limousin und Fleckvieh beträgt die Abgabe 90 bis 220 €. Extensive Rassen werden um 10 % weniger besteuert.
Ziel Stickstoffreduzierung – 14.000 Tonnen jährlich
Dieser Punkt war bis zum endgültigen Beschluss des Abkommens heiß umkämpft in den Verhandlungen. Er beinhaltet Ziele zur Reduzierung der Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft – insbesondere durch Düngung - und zielt auf eine Verbesserung der Wasserqualität in Flüssen und Seen ab, die für die Einhaltung der EU-Umweltstandards von entscheidender Bedeutung ist. Das Abkommen zielt darauf ab, die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die einen guten ökologischen Zustand der Gewässer bis 2027 vorschreibt, zu erfüllen. Die Landwirtschaft verpflichtete sich hierbei die Stickstoffemissionen jährlich um fast 14.000 Tonnen zu reduziert, um die dänischen Küsten zu schützen und die Sauerstoffverarmung in den Gewässern wieder zu verhindern.
Landumwandlung in Wald und Naturland – 15 % der landwirtschaftlichen Fläche
Bis 2045 werden 390.000 Hektar wieder aufgeforstet bzw. in natürliche Flächen zurückgeführt. Dies bedeutet, dass 15 % der aktuellen dänischen landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche aus der Produktion ausscheiden. Davon werden 140.000 Hektar an kohlenstoffreichen Tieflandflächen aus der Produktion genommen und in Naturland umgewandelt. Von den restlichen 250.000 Hektar neuen Waldflächen werden 100.000 Hektar unberührter Wald. Dazu müssen in den kommenden zwei Jahrzehnten rund 1 Milliarde Bäume gepflanzt werden. Um dieses kühne Ziel zu erreichen, müssen ab sofort stündlich rund 5.000 Bäume bis 2045 gesetzt werden.
Größte Veränderung für Landwirtschaft seit über 100 Jahren
Wie die Beteiligten erklärten, wird dieses Abkommen für die dänische Landwirtschaft die größte Veränderung seit über 100 Jahren. Die landwirtschaftliche Nutzung in Dänemark ist sehr intensiv geprägt. Weltweit ist Dänemark ein großes Exportland von landwirtschaftlichen Produkten. Besonders der Schweinesektor nimmt eine große Bedeutung ein. So geht fast die Hälfte der dänischen Agrarexporte auf Schweinefleisch zurück.
Trotzdem hat sich die Landwirtschaft mit der Nahrungsmittelindustrie – begleitet auch von kritischen Stimmen aus den eigenen Reihen - aktiv in der Gestaltung dieses Abkommens eingebracht, weil diese politische Diskussion mit oder ohne Teilnahme der Landwirtschaft ohnehin geführt worden wäre. Gerade für die Landwirtschaft waren die letzten beiden Jahre zudem fordernd aufgrund fast doppelt so hoher Niederschlagsmengen wie im Durchschnitt. Für die Vertreter der Landwirtschaft war es weiter wichtig, dass man durch aktives Mitgestalten Planungssicherheit für Betriebe in dieser sensiblen Thematik schafft und der Staat Dänemark fast 6 Milliarden € für die Umsetzung des Abkommens beiträgt. Schlussendlich erscheint es auch so, dass die dänische Landwirtschaft als großer Agrarexporteur diese bahnbrechende Entscheidung als Marketingkonzept sieht im internationalen Marktgeschehen unter dem Aspekt, dass Dänemark als erstes Land weltweit eine Klimasteuer für die Landwirtschaft eingeführt hat.
Verfasser: Christian Moser
Der Verfasser hat im Rahmen einer Einladung durch die Messe Agromek und des dänischen Agrarjournalistenverbandes die Möglichkeit erhalten, sich wenige Tage nach dieser bahnbrechenden Entscheidung des dänischen Parlamentes vor Ort zu informieren. Seit über 10 Jahren beschäftigt sich Christian Moser mit den Themen der gesellschaftlichen Diskussion beginnend mit der Tierwohlthematik und nun der Klimadiskussion, welche auf die Landwirtschaft mittlerweile große Auswirkungen und Herausforderungen bringen. Christian Moser war auch Initiator für die Forderung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung auf dem Teller, welche von allen österreichischen Rinderzuchtorganisationen und allen Organisationen der österreichischen Nutztierbranche (NTÖ) in ihre Agenda aufgenommen wurde.