Kuisa - eine ART Viehausstellung
KUISA 2024 - 100 JAHRE GRAUVIEHZUCHT

Ein Leben für die Grauviehzucht - ÖR Erich Scheiber ist zu Gott heimgekehrt

„Ein Mann von Format, Vision und Tatendrang. Kein Freund der großen, dafür der klaren Worte. Ein Mann mit Haltung und Handschlagqualität. Offener, als mancher auf den ersten Blick denkt. Und gar nicht uneinnehmbar.“ Treffender könnte man Erich Scheiber nicht beschreiben, so steht es im Buch Tiroler Grauvieh von Raphael Kuen.

 

Am 24. September 2024 ist unser langjähriger Obmann ÖR Erich Scheiber im 94. Lebensjahr friedlich zu Gott heimgekehrt.

Im Jahr 2020 legte ÖR Erich Scheiber nach knapp 50 Jahren – als längst dienender Funktionär der österreichischen Rinderzucht – an der Spitze des Tiroler Grauviehzuchtverbandes sein Amt nieder. Bis zuletzt setzte er sich als Ehrenobmann mit vollem Tatendrang und Engagement für die Tiroler Grauviehzucht ein.

 

Grauvieh und der Name Scheiber sind untrennbar miteinander verbunden. 75 Jahre haben zunächst sein Vater Angelus und dann Erich Scheiber die Geschicke des Tiroler Grauviehzuchtverbandes gelenkt und die Grauviehzucht maßgeblich geprägt. Als ÖR Erich Scheiber am 19.2.1972 einstimmig zum Obmann gewählt wurde, war das kein leichter Start. Zu dieser Zeit begann die Internationalisierung der Rinderzucht. Nahezu alle Rassen – außer Grauvieh – kreuzten mit Stieren aus anderen Ländern ein. Selbstverständlich gab es auch bei Grauvieh diese Diskussion. Scheiber verwehrte sich mit seinen Mitstreitern dagegen und suchte nach Alternativen. An der Seite der Bauern, als Fels in der Brandung, wann immer die Sinnhaftigkeit der Grauviehzucht infrage gestellt wurde, fand man die Lösung im Zuchtprogramm von Prof. Pirchner († Juli 2019), welches bis heute Gültigkeit hat. So ist es gelungen, das Grauvieh nicht nur zu erhalten, sondern zu einer modernen ökologischen Rasse weiter zu züchten.

 

Scheiber prägte mit seinem Wirken nicht nur die Tiroler Landwirtschaft, sondern auch den Tourismus und die heimische Wirtschaft maßgeblich. Im Wissen um die Bedeutung der Berglandwirtschaft für den Tourismus setzte er sich selbstlos mit unermüdlichen Eifer und unvergleichlichen Idealismus für die Interessen seiner Züchterkollegen und der Grauviehrasse ein. Unzählig sind die Tage und Kilometer, die er in uneigennütziger Weise unterwegs war. Weitblick bewies Erich Scheiber auch, als er sich gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Otto Hausegger für ein Ochsenmastprogramm stark machte. Als erstes Qualitätsfleischprogramm wurde im Jahr 1993 in enger Kooperation mit der Firma Hörtnagl der Tiroler Grauvieh Almochs aus der Taufe gehoben. Mittlerweile ist daraus eine etablierte regionale Marke geworden, in deren Windschatten viele weitere wertvolle Qualitätsprodukte entstanden sind.

 

Ebenso weitsichtig war die Entscheidung, sich für die Züchterjugend einzusetzen. So kann mittlerweile auf eine über 30-jährige Erfolgsgeschichte der Jungzüchter Edelweißgrau zurückgeblickt werden. Auch hier war Scheiber nach anfänglicher Skepsis ein großer Unterstützer und Förderer, legte die Grundsteine und war stets Rückhalt für die Jugend.

 

Während seiner gesamten Amtszeit hat sich ÖR Erich Scheiber auf den Rückhalt der Züchter und den Zusammenhalt untereinander verlassen können. Dies hat sich unter anderem in der 100%ige Zustimmung bei der Abstimmung zur Fusion der Rinderzuchtverbände wiedergespiegelt. Bis zuletzt hat er auch kaum eine Grauviehveranstaltung ausgelassen. Sei es in der Kommission bei Versteigerungen oder bei Wind und Wetter, praller Sonne, in der Ringmitte der unzähligen Gebietsausstellungen. Dabei durfte, egal bei welchem Anlass, das Gesellige nie zu kurz kommen, wo gemütlich bei einem Glas Wein über das Tiroler Grauvieh philosophiert wurde.

 

Es fällt schwer das Lebenswerk von ÖR Erich Scheiber, Ehrenobmann und Gesicht der Grauviehzucht, auch nur annähernd zu würdigen. Es ist nun Zeit Abschied zu nehmen. Die Seelenrosenkränze beten wir am Mittwoch und Donnerstag (25. und 26. September 2024) jeweils um 19:30 Uhr in der Pfarrkirche Obergurgl. Den Sterbegottesdienst feiern wir am Freitag, 27. September 2024 um 14:00 Uhr ebenso in der Pfarrkirche Obergurgl.

 

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