Mit ÖR Erich Scheiber, Jahrgang 1931, hat der längst dienende Funktionär der österreichischen Rinderzucht seine Aufgaben nach 5 Jahrzehnten im Amt übergeben. Grauvieh und der Name Scheiber sind untrennbar miteinander verbunden. 75 Jahre haben zunächst sein Vater Angelus dann Erich Scheiber die Geschicke des Grauviehzuchtverbandes gelenkt und die Grauviehzucht maßgeblich geprägt.
Kein leichter Start
Als ÖR Erich Scheiber am 19.2.1972 einstimmig zum Obmann gewählt wurde, war das kein leichter Start. Begann doch zu dieser Zeit die Internationalisierung der Rinderzucht. Nahezu alle Rassen – außer Grauvieh – kreuzten mit Stieren aus anderen Ländern ein. Selbstverständlich gab es auch bei Grauvieh diese Diskussion. Scheiber verwehrte sich mit seinen Mitstreitern dagegen und suchte nach Alternativen. An der Seite der Bauern, als Fels in der Brandung, wann immer die Sinnhaftigkeit der Grauviehzucht infrage gestellt wurde, fand man die Lösung im Zuchtprogramm von Prof. Pirchner († Juli 2019), welches bis heute Gültigkeit hat. So ist es gelungen, das Grauvieh nicht nur zu erhalten, sondern zu einer modernen ökologischen Rasse weiterzuzüchten.
Ein Mann mit Weitblick und Tatendrang
Scheiber prägte mit seinem Wirken nicht nur die Tiroler Landwirtschaft, sondern auch den Tourismus und die heimische Wirtschaft maßgeblich. Im Wissen um die Bedeutung der Berglandwirtschaft für den Tourismus setzte er sich selbstlos mit unermüdlichen Eifer und unvergleichlichen Idealismus für die Interessen seiner Züchterkollegen und der Grauviehrasse ein. Unzählig sind die Tage und Kilometer, die er uneigennütziger Weise unterwegs war.
Weitblick bewies Erich Scheiber auch, als er sich gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Otto Hausegger Ende der 1990er Jahre für ein Ochsenmastprogramm
stark machte. Als erstes Qualitätsfleischprogramm wurde im Jahr 1993 in enger Kooperation mit der Firma Hörtnagl der Tiroler Grauvieh Almochs aus der Taufe gehoben. Mittlerweile ist daraus eine etablierte regionale Marke geworden, in deren Windschatten viele weitere wertvolle Qualitätsprodukte entstanden sind.
Kontakt zu Bauern geschätzt
Während seiner gesamten Amtszeit hat sich ÖR Erich Scheiber auf den Rückhalt der Züchter und den Zusammenhalt untereinander verlassen können. Dies hat sich unter anderem in der 100%ige Zustimmung bei der Abstimmung zur Fusion der Rinderzuchtverbände wiedergespiegelt. Bis zuletzt hat er auch kaum eine Grauviehveranstaltung ausgelassen. Sei es in der Kommission bei Versteigerungen oder bei Wind und Wetter, praller Sonne, in der Ringmitte der unzähligen Gebietsausstellungen. Dabei durfte egal bei welchem Anlass das Gesellige nie zu kurz kommen, wo gemütlich bei einem Glas Wein über das Tiroler Grauvieh philosophiert wurde.
Hans Pittl als würdiger Nachfolger
Am 19.05.2020 wurde Hans Pittl einstimmig zum Nachfolger von ÖR Erich Scheiber gewählt.
Hans Pittl „der Gasslbauer“ aus Ladis bewirtschaftet mit seiner Familie einen Grauviehzuchtbetrieb mit 14 Kühen samt Nachzucht und hat ein festes Standbein in der Direktvermarktung seiner Produkte gefunden.
Seit 21.02.2011 fungiert Hans Pittl als Obmann-Stellvertreter und ist auch seit Gründung Aufsichtsratsmitglied der Rinderzucht Tirol eGen.
Das Amt des Obmannes tritt er mit sehr viel Demut, Freude und auch Dankbarkeit an. Im Bewusstsein, dass die Latte hoch liegt, will sich Hans Pittl in gewohnter Weise für die Berglandwirtschaft insbesondere die Tiroler Gauviehzucht stark machen.
Ehre wem Ehre gebührt
Es fällt schwer das Lebenswerk von ÖR Erich Scheiber auch nur annähernd zu würdigen. Dennoch wollen wir am 5. September im AZW in Imst ÖR Erich Scheiber im Zuge des „Grauviehtoges“ hochleben lassen und entsprechend ehren. Eine Einladung folgt zeitgerecht.
Einstweilen danken wir unserem langjährigen Obmann für seinen unermüdlichen Einsatz und wünschen für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit und freuen uns auf noch vielen weitere Begegnungen. Zumal Erich Scheiber bei der Übergabe betont hat, dass er sich um die Zukunft seiner Rasse keine Sorgen macht, auf die Entwicklungen des Grauviehs aber weiterhin ein wachsames Augen haben wird.
Ein Leben für die Grauviehzucht
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