Durchfall – Nein Danke!
Wer kennt es nicht! Einmal bei der Vorbereitung der Tränkemilch nicht aufgepasst und schon macht der nächste Kälberdurchfall im Stall Probleme. Fütterungsbedingter Durchfall lässt sich mit einfachen Mitteln vermeiden, eine Möglichkeit dazu wird im Folgenden beschrieben.
Am Beginn des Lebens eines Kalbes steht immer die Versorgung mit Biestmilch: Ein Kalb kommt ohne Schutz vor Krankheiten auf die Welt. Alleinig durch eine ausreichende Aufnahme von Biestmilch ausgezeichneter Qualität kann dieser Schutz gewährleistet werden.
Kalte, saure Milch vertränken
Bei der Kalt-Sauer-Tränke wird die Milch mit einer Säure behandelt. Dadurch wird sie für die Kälber besser verdaulich. Die Säure kann entweder ein Firmenprodukt oder eine verdünnte organische Säure sein, wobei Firmenprodukte aufgrund der einfacheren Handhabung vorzuziehen sind. Bei der Ansäuerung soll ein pH-Wert von 5,5 erreicht werden. Für die genaue Anwendung der einzelnen Produkte ist die Gebrauchsanleitung zu beachten, der pH-Wert sollte jedoch mit Teststreifen kontrolliert werden.
Die angesäuerte Milch wird bei Raumtemperatur vertränkt und muss daher vorher nicht mehr erwärmt werden. Die Milch wird die ersten drei Wochen optimalerweise zur freien Aufnahme vertränkt (ad libitum Tränke). Es ist jedoch auch möglich, die angesäuerte Milch in der gewohnten Menge rationiert zu füttern.
Milch, soviel das Kalb will!
Bei der ad libitum Tränke ist es wichtig, die Kälber in Einzelboxen oder Iglus zu halten, um die Aufnahme der Milch kontrollieren zu können. Nach der ersten Biestmilchgabe, wird dem Kalb bei der zweiten Gabe bereits angesäuerte „kalte“ Milch angeboten. Der Eimer bleibt ständig beim Kalb und sollte nie ganz leer werden. Die Restmenge an Milch kann dann an ältere Kälber verfüttert werden. Durch den ständigen freien Zugang zur Milch trinken die Kälber nur kleine Mengen auf einmal, die Gefahr von Durchfallerkrankungen wird so minimiert. Bereits nach einigen Tagen werden von den Kälbern große Mengen an Milch aufgenommen, mit einer Woche sind über 10 Liter pro Tag keine Seltenheit. Nach 3 Wochen bis 4 Wochen werden die Kälber auf rationierte Tränke umgestellt. Den Kälbern wird nur noch zweimal am Tag eine rationierte Menge Milch angeboten, zum Beispiel 4 Liter pro Mahlzeit. Diese wird bis zum geplanten Absetztermin stetig reduziert, wobei die Milch weiterhin angesäuert angeboten wird.
Nicht nur Milch anbieten
Wasser muss allen Kälbern unabhängig vom Tränkesystem ab dem ersten Tag zur freien Aufnahme angeboten werden, Kraftfutter und Heu sollte ab der zweiten Woche zur Verfügung stehen. Wichtig ist es, Heu und Kraftfutter täglich frisch vorzulegen, da die Futtermittel schnell den umgebenden Stallgeschmack annehmen und von den Tieren nicht mehr so gerne gefressen werden. In der Zeit, in der die Milch zur freien Aufnahme angeboten wird, werden nur geringe Mengen davon gefressen, danach kommt es jedoch zu einem raschen Anstieg der gefressenen Kraftfutter- und Heumenge. Ziel sollte es sein, dass die Kälber zum Entwöhnen rund 1-1,5kg Kraftfutter pro Tag fressen.
Autor und Kontakt: Sebastian Ortner, 059292-1806 bzw. sebastian.ortner@lk-tirol.at
Tipp: Nähere Infos dazu in der ÖAG Broschüre „Kälberaufzucht – Mit mehr Milch zum Erfolg“
Kälberfütterung
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