Kuisa - eine ART Viehausstellung
KUISA 2024 - 100 JAHRE GRAUVIEHZUCHT

Rinderzucht Tirol Farminar

Qualitätskälber richtig füttern und vermarkten

350 Zuhörer konnte man beim gemeinsam von Lk Tirol und Rinderzucht Tirol veranstalteten Info-Farminar „Qualitätskälber richtig füttern und vermarkten“ begrüßen. Dieses wurde live vom Hof der Familie Mayr in Innsbruck durch das LFI Tirol übertragen mit Zuschaltung der Referenten Vorstand Michael Wurzrainer, Bereichsleiter Christian Ruetz und Vorstandsvorsitzender Christian Straif von der Rinderzucht Tirol. Der Stecherhof in Amras ist ein Milchviehbetrieb mit Legehühnerhaltung und Ziegenmilchproduktion. Ein wesentliches Standbein des Betriebes ist die Direktvermarktung. Großes Augenmerk wird auf die Kälberfütterung gelegt, wo man seit 8 Jahren mit Joghurttränke füttert. Dadurch konnte die Zunahme wöchentlich um einen Kilo gesteigert. Die bessere Zunahme ist einer der wichtigsten Punkte für die gute Entwicklung eines Kalbes und damit auch für die weitere Vermarktung.

Wichtig: Ausreichend Fütterung in den ersten Lebenswochen

Der Fütterungsberater der Lk Tirol Sebastian Ortner stellte im Hauptreferat die richtige Fütterung der Kälber vor. Wichtig ist bereits in den ersten Lebenstagen ein erfolgreicher Start mit ausreichend Milch. Als Beispiel nannte er dazu die Kalt-Sauer-Tränke. Bei der Kalt-Sauer-Tränke kommt anstatt der Joghurtfermentation eine Säure zum Einsatz, um den pH-Wert zu senken. Bei der Ansäuerung soll ein pH-Wert von 5,5 erreicht werden, dieser kann mit Hilfe von pH-Wert Teststreifen kontrolliert werden. Die so angesäuerte Milch kann bei Raumtemperatur vertränkt werden. Die Milch wird die ersten drei Wochen zur freien Aufnahme vertränkt. Bei 10 Liter Tagesration können tägliche Zunahmen von über 1 kg erreicht werden.
Nach der ersten Biestmilchgabe, welche noch ungesäuert und gewärmt vertränkt wird, wird dem Kalb bei der zweiten Gabe bereits angesäuerte "kalte" Milch angeboten, wobei der Eimer ständig beim Kalb bleibt und von einer zur nächsten Mahlzeit immer eine geringe Restmenge Milch im Eimer verbleiben soll, welche dann an ältere Kälber vertränkt wird. Durch den ständigen freien Zugang zur Milch trinken die Kälber nur kleine Mengen auf einmal, die Gefahr von Durchfallerkrankungen wird so minimiert. Bereits nach einigen Tagen werden von den Kälbern große Mengen an Milch aufgenommen, mit einer Woche sind über 10 Liter pro Tag keine Seltenheit. Wichtig für die weitere Vermarktung der Kälber sind gute Tageszunahmen in den ersten Lebenswochen, damit das Gewicht und der Allgemeinzustand des Kalbes bei der Vermarktung passt.

Ausreichende Milchfütterung erforderlich

Vorstand Michael Wurzrainer stellte in seinen Ausführungen die Kälberqualität im Sinne der Vermarktung dar. Der Mastbereich hat sich in den letzten Jahren stark spezialisiert. Wichtig ist dazu nach seinen Ausführungen die Sicht des Mästers. Für ihn ist einheitliches Alter und Gewicht der Kälber beim Einkauf wichtig, damit die Mastgruppe gleichzeitig das Mastendgewicht erreicht. Kälber mit bester Jugendentwicklung erbringen die besten Mastleistungen, so sein wichtiger Hinweis an die Zuhörer. Dazu sind die ersten Wochen entscheidend. Dies gilt für sämtliche Produktionsformen – Mast, Kälbermast, Fresserproduktion, Kalb Rose - in Österreich. Anhand von Videoeinspielungen zeigte er an Beispielen die ideale Vermarktung auf, und welche Punkte zu beachten sind.
Das Kalb muss möglichst jung schon Gewicht haben, deshalb ist eine ausreichende Milchfütterung unbedingt erforderlich. Wenn zu wenig gefüttert wird, so muss das Kalb exportiert werden. Die Mäster in Österreich können sich die Kälber aussuchen. „Auch wenn die Rechnung oft knapp ist, werden sich die Bauern und Bäuerinnen mit der Vermarktung des Kalbes mehr beschäftigen müssen“, so Wurzrainer. Die aktuellen Diskussionen zum Thema Tiertransporte geben dieser Einschätzung mehr als Recht.

Gute Entwicklung entscheidend für weitere Vermarktung

Bereichsleiter Christian Ruetz ging in seinen Ausführungen auf die Vermarktungswege im Kälberbereich ein. 80.000 Kälber gibt es jährlich in Tirol. Davon geht jedes 5. Kalb in den Export (= ca. 17.000 Kälber). Ein Jahr davor waren es noch um 2.000 Exportkälber mehr.
Von den über die Rinderzucht Tirol vermarkteten Kälbern blieben 22 % in Tirol und ca. 40 % gingen in andere Bundesländer. Die restlichen Kälber müssen nach Polen, Italien und Spanien exportiert werden. Am heimischen Markt sind nur gut entwickelte Kälber (aller Rassen) gefragt. Alternativen für den Inlandsmarkt sind leichte Schlachtkälber oder Kreuzungstiere. Schwächere Tiere oder Kälber mit zu wenig Fütterung müssen exportiert werden. Viele der relevanten Vermarktungsfaktoren kann der Produzent selber beeinflussen. Sie entscheiden über Inlandsabsatz oder Export.

Heimischen Kalbfleischabsatz weiter steigern

Vorstandsvorsitzender Christian Straif stellte die neuen Förderschienen für Schlachtkälber vor. Ziel dieser Maßnahme ist es, den heimischen Kalbfleischabsatz zu steigern, und damit Exporte zu verringern. Es wird unterschieden in leichte und schwere Milchmastkälber. Für das leichte Mastkalb mit einem Maximalalter von 3 Monaten und einem Lebendgewicht von 95 bis 120 kg werden 50 € ausbezahlt. 150 € erhält man für das schwere Mastkalb ab einem Alter von 3 Monaten mit einem Lebendgewicht von 160 – 180 kg. Während für die leichten Kälber die Förderung ganzjährig beantragt werden kann, gilt die Förderung für schwere Kälber nur für jene, welche von 1. August bis 20. Dezember geschlachtet werden. Um Planbarkeit in der Vermarktung zu erhalten, ist eine Voranmeldung dringend notwendig. Allein in den Monaten November und Dezember wurden über die Rinderzucht Tirol 600 Schlachtkälber mehr vermarktet. Aktuell gibt es Absatzprobleme beim leichten Milchmastkalb aufgrund des Lockdowns mit der weiteren Schließung der Gastronomie. Deshalb müssen ergänzend weitere Maßnahmen zur Stärkung des heimischen Kalbfleischabsatzes erfolgen wie beispielsweise in der Gemeinschaftsverpflegung, so Straif abschließend.


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